Ein besonderes Symbol: Das Einhorn

Einhörner faszinieren, in der Vergangenheit, wie in der Gegenwart. Als Sinnbild haben sie eine lange Geschichte des Wandels hinter sich. Vom Symbol für das ewig Gute bis hin zu einem der bekanntesten LSBTTIQ*-Symbole der Gegenwart. Um das zu verstehen, muss man genau hinschauen. Über etwas, das es nicht gibt und deshalb für immer existiert.

Was ist ein Symbol? Alles, was für etwas steht, das etwas zum Ausdruck bringt. Das können Ideen, Werte oder Leitvorstellungen sein – oder noch viel mehr. Manche Symbole sind unglaublich vielschichtig. Sie unterliegen keiner festgelegten Deutung und müssen immer aus der jeweiligen kulturellen Perspektive einer bestimmten Epoche heraus gedeutet werden. Das Einhorn gehört dazu. Ein Fabelwesen in Pferdegestalt, mit einem geraden Horn in der Stirnmitte.

Die vermutlich älteste Darstellung eines Einhorns finden sich in der Antike. Schon damals schrieb man ihm die Attribute Kraft, Vitalität, Reinheit und Lauterkeit zu. In der christlichen Tradition kam die Allegorie der Liebe hinzu. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass die Stadt Schwäbisch Gmünd das Einhorn als sein Wappentier erkor. Gegenwärtig ist das Einhorn in der Mainstream-Kultur angekommen. Sein Äußeres ziert Taschen und T-Shirts und bevölkert Spielzeugläden und Fernsehserien.

In der LSBTTIQ*-Community zählt das Einhorn, nach dem Regenbogen, zu dem bekanntesten queeren Symbole. Warum ist das so? Das hat mit seinen ihm zugeschriebenen Attributen, aber auch mit einer besonderen Interpretation zu tun:

»Das Einhorn ist ein Wesen, was es so eigentlich nicht gibt,
es ist aus einer anderen Welt, es ist anders.
Diese Erfahrung machen viele queere Menschen:
sich anders fühlen bzw. dass ihnen zugeschrieben wird,
nicht existieren (zu dürfen).
.«
Katharina Payk
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Ein Symbol mit Geschichte: Das Einhorn

Auch entwerfen viele queere Menschen für sich eine Anderswelt, parallel zur Welt »da draußen«, um zu überleben. Ihre Community wird der Ort, wo sie ganz sie selbst sein können, sich nicht verstecken müssen als trans, inter, homo- oder pansexuell. Zudem gilt das Einhorn als stark und kämpferisch, was von queeren Menschen als empowerndes Merkmal angenommen wird. Die Szene hatte ein nahezu perfektes Symbol gefunden. 

Literaturverzeichnis
> Kußmann, Mathias (2023): Das Einhorn – Kult um ein Fabelwesen, in: SWR Kultur, https://www.swr.de/swrkultur/wissen/das-einhorn-kult-um-ein-fabelwesen-swr2-wissen-2023-10-13-102.html (Abruf: 01.12.2023).
> Katharina Payk (2022): Über ausgekotzte und wiedergefundene Einhörner (2022), https://www.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/209214/07-12-2022, (Abruf: 9.6.2023).
> Roling, Bernd/Weitbrecht, Julia: Das Einhorn, Geschichte einer Faszination, München 2023.

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